Durch Zuchtauslese und strengere Auflagen in den Vereinen aber auch durch
ein strenges Heimtierzuchtgesetz könnte die Taubheitsrate enorm verringert
werden. Leider zweifeln das viele Züchter an und züchten scheinbar
reinen Gewissen mit Eltern und Geschwistern tauber Hunde weiter, während
sie die tauben Hunde oft töten. Ein trauriges Kapitel in der Hundezucht,
das viele Züchter gern verleugnen oder durch Gerüchte zu rechtfertigen
suchen. Da gibt es Märchen, ein Züchter müsse für Unfälle,
die der taube Hund verursacht haften, auch wenn der Hund längst Besitzer
hat. Das ist natürlich Unsinn. Wenn das so wäre, müsste
der Züchter für ALLE Welpen ihr Leben lang haften. Dann würde
niemand mehr züchten. Einziger Grund für eine Haftung des Züchters
wäre das Verschweigen eines "Mangels" nämlich der Taubheit. Wenn
der Hundekäufer weiß, dass der Hund taub ist, haftet nur
noch der Besitzer für den Hund wie bei hörenden auch!
(Ein unkastrierter Rüde oder ein jagdlich ambitionierter Hund "hört" oft schlechter als ein gut erzogener, tauber
Hund!)
VDH
In den drei Dalmatinervereinen im VDH wird die Problematik schon lange
nicht mehr
unter den Teppich gekehrt. Sie waren die ersten, die beidseitiges
Hörvermögen
der Elterntiere zur Zuchtauflage machte. Festgestellt wird das durch
die
Audiometrie. Eine Liste mit Tierärzten mit Audiometriegeräten
wird auch von den Zuchtvereinen an Züchter verteilt. Leider sind
die Vereine der anderen betroffenen Rassen meist
noch nicht so aktiv.
Seit einigen Jahren ist nun auch die Audiometriepflicht für den
kompletten Wurf in allen drei Dalmatinerclubs des VDHs
eingeführt worden. Nicht alle Züchter waren davon begeistert,
da sie nun auch einseitig hörende Welpen erkennen und damit etwas
günstiger abgeben müssen. (Müssen nur deshalb, weil ein
Hund mit zuchtausschließendem Fehler nunmal nicht in normalen
Klassen ausgestellt werden darf und damit deutlich schlechter
verkäuflich ist.)
In den Dalmatinerclubs wird überlegt, Plattenhunde in die Zucht
aufzunehmen. (Als Platten bezeichnet man große Farbflecken, die im
Gegensatz zu den normalen beim Dalmatiner schon bei der Geburt zu sehen
sind.) Da Taubheit stark mit Pigmentmangel in Verbindung gebracht wird
(weiß oder Merlefaktor), ist das sicher ein Schritt in die richtige
Richtung.
Leider hat nur der CDF das Plattenzuchtprogramm umgesetzt und auch hier
war es nur ein Wurf, wenn ich mich nicht irre. (Stand 2009)
Mir genügt das bisher nicht. Solange (beidseitig hörende)
Geschwister tauber Welpen in die Zucht gehen bzw. deren Eltern auch nach
zwei Würfen mit tauben Nachkommen nicht aus der Zucht genommen werden,
kann ich die Versuche im VDH, die Taubheit zu bekämpfen nicht ernst
nehmen.
Erschwerend kommt hinzu, dass taube Welpen ganz offiziell
eingeschläfert
werden, ja es den Züchtern teilweise auch empfohlen wird.
Zum Glück gibt es aber immer mehr Züchter, die aus dem
Gruppenzwang ausbrechen und ihre Täubchen gegen Schutzgebühr
und Schutzvertrag in liebevolle Hände vermitteln. Die geeigneten
Interessenten lassen sich jedoch kaum durch die Welpenvermittlung des
Zuchtverbandes finden, so dass die Welpen über Tierschutzseiten
vorgestellt werden. Viele Züchter -leider nicht alle- spenden
sogar die Schutzgebühr einer Tierschutzorganisation. Leider
führen die Welpeninserate von Züchtern in Tierschutzseiten
immer wieder zu Mobbing. Mehr dazu lesen Sie
hier.
Andere Züchter
Es gibt andere Vereine aber auch Züchter ohne Verein. Nicht alle
sind schlecht, aber ich denke, die Auflagen im VDH sind noch die strengsten,
obwohl sie bei weitem nicht ausreichen. Sollten Sie sich also einen Hund
kaufen wollen, bestehen Sie auf einen untersuchten Welpen bei den betroffenen
Rassen. (Liste im DALMAWEB, siehe Linkliste!)
Man muß nicht Mitglied im VDH sein, um seine Hunde untersuchen
zu lassen. Es reicht schon etwas Verantwortungsbewußtsein, besonders
bei so stark betroffenen Rassen wie dem Dalmatiner.
Fragen Sie nach, ob der Züchter sich mit den Problemen auseinandersetzt.
Wenn er taube Welpen tötet, ist er sich der Verantwortung gegenüber
der von ihm in die Welt gesetzten Hunden nicht bewußt. Suchen sie
sich einen anderen Züchter oder besser noch, nehmen Sie ihm die tauben
ab! Es spricht nichts dagegen, einem tauben Hund ein Zuhause zu geben.
Aber es erleichtert das Zusammenleben enorm, wenn die Taubheit erkannt
wurde!
In eigener Sache:
Ich bin KEIN Züchter, sondern nur Tierhalter. Mein Wissen und mein
Schreiben bezieht sich meist auf Dalmatiner, da ich seit 1976 mit
Dalmatinern und Dalmamixen zusammenlebe und nicht, weil er am
schlimmsten betroffen wäre. Züchter anderer, betroffener
Rassen kehren das Problem gern unter den Teppich und behaupten, das
Problem habe hauptsächlich der Dalmatiner, weil dessen
Züchter die ersten waren, die sich dem Problem öffentlich
stellten und es dadurch erst bekannt machten. Da die anderen Rassen
keine Audiometrie der Würfe machen sondern nur einzelne Hunde
testen, gibt es keine aussagekräftigen Statistiken, was das "unter
den Teppich kehren" extrem erleichtert. Auch stimmt es nicht, dass nur
Hunde mit blauen Augen oder extrem viel weiß betroffen sind. Es
gibt auch stark gepunktete Dalmatiner mit Platten, also sehr dunkle Dalmatiner, die taub sind. Einzig
in der Vererbung zeigt sich beim Dalmatiner, dass Tiere mit blauen
Augen mehr taube Nachkommen haben. Da auch der Rottweiler Probleme mit
angeborener Taubheit hat, wäre es wohl zu einfach, nur auf die
sichtbare Farbe zu achten.